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Schwefelhölzer aus Breidscheid

Von Handel und Wandel im alten Adenau

Karlheinz Korden

Mit irdischen Gütern waren sie eigentlich nie gerade gesegnet, die alten Eifeler. Meist bestand der Reichtum im Kindersegen. Und trotzdem lebten sie mit dem, was der karge Boden bescherte, recht zufrieden. Ansprüche wurden nicht gestellt. Die Mahlzeiten waren bescheiden, die Kleidung derb und wetterbeständig. Von Mode, Eleganz und Luxusgütern hörte man selbst wenig, denn die größeren Verkehrswege erstreckten sich vorwiegend im Rheintal. Das Straßennetz in der Eifel im 17. und 18. Jahrhundert war äußerst dürftig. Die älteste Verkehrsverbindung war die heute noch bekannte Kohlenstraße, die sich aus dem Räume Trier, meist in sehr mäßigem Zustande, über Berge und Täler bis zum Rheintal schlängelte. In ihren Anfängen mögen schon römische Kohorten diese Straße benutzt haben. Wie der Name schon sagte, transportierte man vorwiegend Holzkohle aus finsteren Meilern in den Eifelwäldern in Richtung Rheintal; umgekehrt zogen auch fromme Pilger zum heiligen Trier. Bedingt durch die schlechten Verkehrsverbindungen waren viele, in den Städten schon recht bekannte »Luxusgüter« weitgehend noch unbekannt. Da auch jegliche Möglichkeit des Nebenerwerbs fehlte, war das Geld stets sehr knapp. Eigentlich erst sehr spät brachten die Händler mit ihren Karren auf der Rückfahrt von ihren Handelsgeschäften die ersten, noch fremd und als Luxus geltenden Waren, wie Kaffee, Stockfisch, Zucker und dergleichen mit. Eine interessante Aufzeichnung fand sich in einem Tagebuch der alten Wollenweberfamilie Nikolaus Baur aus Breidscheid unter dem 29. August 1794 über »5 loth Kaffee und 5 loth Pfeffer« in der Aufstellung »ad 8 Stüber« bewertet. Sicher wurde diese Ware mit einem kleinen Aufschlag an Wohlhabende veräußert. In jenen Jahren galt Adenau schon längst als »bedeutender Marktflecken« und der Handel blühte hier, gefördert durch alte Marktrechte und den Einfluß der Zünfte. Adenauer Tuch war längst ein Begriff und wäre der heutigen Industrie sicher ein Dorn im Auge. Betrachtet man im unlängst eröffneten Säujasse-Museum in Adenau den Sonntagsrock in Adenauer Tuch; noch heute würde sich die gefräßigste Motte sämtliche Zähne daran ausbeißen. Über die damals schon meist als recht wohlhabend geltenden »Läpp'ches-Männ«, die angesehenen Wollenweber, wurde schon oft berichtet. Bekannt ist, daß das Adenauer Tuch nicht nur für Uniformen Verwendung fand, sondern gar bis zur Leipziger Messe und bei anderen gleichartigen Umschlagplätzen ein Begriff und begehrt war.

Eine weitere interessante Aufzeichnung aus dem Jahre 1856 berichtet, daß es schon zwei Familien in der alten Johanniterstadt Adenau gab, die Petroleumlampen brannten, für die der Brennstoff eigens mit Botenfuhrwerken aus Köln mitgebracht wurde. Immerhin kostete damals ein Liter 7 bis 8 Groschen, ein stolzer Preis.

Längst für verschollen gehaltene Aufzeichnungen aus dem Jahre 1863 bezeugen, daß im selbigen Jahre der Schmiedemeister München in Adenau die erste Nähmaschine in die Eifelmetropole brachte, eine vielbestaunte Sensation, von der Landbevölkerung als Weltwunder und Wunder der Technik bewundert. Die ersten Prominenten, die jenes technische Wunderwerk in Augenschein nahmen, waren immerhin der damalige verdiente Landrat Fonck, der Katasterkontrolleur Kluth und der Vater der Eifelwälder, Oberförster von Lassaulx. Schnell hatten jene populären Personen auch ihren Spitznamen. Sie hießen »der Rut« (Fonck war rothaarig), »der Kluth« und der Mann »mit dem verbeulten Hut« (ein solches Gebilde trug stets von Lassaulx). So nahm nach und nach, wenn auch noch langsam und bescheiden, die Technik ihren Einzug in die Eitel. Eine Sensation und gewaltiger Fortschritt für den Adenauer Raum waren auch die ersten Zündhölzer, die, von Kaufleuten mitgebracht, im Jahre 1853 zu bestaunen waren. Bis dato, und auch natürlich noch recht lange danach, zündete man die Tonpfeife mit »der Fimp« (dem Fidibus) an oder behalf sich auf andere, mühsame Weise; man kannte es eben nicht anders.

Streichholz

                 Eine der letzten Streichholzschachteln aus der Breidscheider Produktion                              (Reibfläche im Deckel und am Boden) Foto: Esch

Wohl heute ganz in Vergessenheit geraten ist die Tatsache, daß um die Jahre 1860 in Breidscheid bei Adenau eine Zündholzfabrik bestand. Leider nur sehr wenig ist von diesem Industriezweig noch überliefert. Bekannt ist, daß die sehr bekannte Kaufmannsfamilie Baur wohl hierfür den Anstoß lieferte und die »Fabrik« gründete. Die technischen Vorkenntnisse lieferte ein Breidscheider Bürger namens Thelen, der dem damaligen Trend folgend, aus purer Not nach Amerika auswanderte und sich dort Kenntnisse in jener Industrie erwarb. Er wurde, nach seiner Rückkehr in die Eifel, Leiter der Fabrik, weil er das Geheimnis der Herstellung einer guten Zündmasse kannte. Anfangs blühte das neue Werk, scheiterte aber letztlich daran, daß das heimatliche Holz denkbar ungeeignet war und auch die erforderlichen Trockenöfen nicht zufriedenstellend funktionierten. Das Herbeischaffen von anderem Holz war wiederum zu teuer, und so ging diese heimatliche Industrie nach einigen Jahren leider wieder ein. Als kostbarer Schatz wird hier und da noch eine Schachtel Streichholz aus vergangener Produktion gehütet.

Mit unseren heute so alltäglichen Streichholzschachteln hatten sie nichts gemeinsam. Zum Verstauen in der Hosentasche waren sie ebenfalls zu sperrig, und die Zündfreudigkeit ließ sicher auch sehr zu wünschen übrig; denn die Zündmasse war sehr sparsam aufgetragen. Die Hölzer waren länger als die heutigen Zündhölzer, ähnelten vom Format her mehr »Mini-Knüppeln«, und werden sicherlich für die ärmlichen Zeitgenossen auch einen stolzen Preis gekostet haben. Man produzierte eben mit dem sprichwörtlichen Geschäftssinn der Adenauer und dem zähen Fleiß der Eifeler. An das erst in unserer Zeit ausgelaufene »Deutsche Zündholzmonopol« dachte man damals noch nicht.

 

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